Bornavirus-RNA

Liquor, 2ml

Das Borna-Virus wird zu den Mononegavirales gruppiert (Verwandtschaft z.B. Tollwut- und Masern-Virus). Es gilt als Prototyp einer neuen Familie (Bornaviridae), weil es sich als einziges nicht-segmentiertes, einzel- und negativ-strängiges, eingehülltes RNA-Virus im Zellkern repliziert. Die Borna-Krankheit, ursprünglich beim Pferd und Schaf beschrieben, erlangte grosse Bedeutung, nachdem serologische Befunde erste Hinweise auf menschliche Infektionen gaben und Virusantigen und Nukleinsäure in peripheren weissen Blutzellen von psychiatrischen Patienten nachgewiesen werden konnten. Bei Tieren (Pferde, Schafe, Rinder, Katze, Vögel) wird eine Meningoenzephalitis ausgelöst. Das Virus persistiert anschliessend lebenslang.
Beim Menschen ist eine Koinzidenz von aktivierter Virusinfektion mit akuten psychiatrischen Krankheitsbildern dokumentiert. V.a. für rekurrente „endogene“ Depressionen (unipolar und bipolar) konnte eine Parallelität von aktivierter BDV-Infektion und akuter depressiver Episode gezeigt werden.
Es wird angenommen, dass eine genetische Veranlagung zu Affektstörungen sowie individuelle Stressfaktoren die Aktivierung latenter Infektionen und damit pathogenetische Effekte begünstigen. Man
vermutet, dass BDV im limbischen System aktiv ist. Nach tierexperimentellen Untersuchungen (Ratten) hat BDV wahrscheinlich einen Effekt auf das Neurotransmitter-Netzwerk im limbischen System.
Über die natürlichen Übertragungswege von BDV ist wenig bekannt. Humane BDV-Infektionen sind vermutlich weltweit verbreitet. Es gibt keine Prävalenz für bestimmte ethnische Gruppen. Bisherige Therapie-Ansätze: Antidepressiva und Amantadinsulfat-Behandlung.